Mitarbeiterbindung

H-Thema Das Imagemagazin der Südtiroler Wirtschaft - Dorotea Mader gewährt Einblicke in ihre Expertise zur aktiven Mitarbeiterbindung. Im Rahmen eines Interviews erläutert sie drei entscheidende Fragen, die sich mit der Bedeutung von Mitarbeiterbindung, branchenspezifischen Maßnahmen und den Auswirkungen auf die Arbeitgebermarke beschäftigen.

Was bedeutet aktive Mitarbeiterbindung heute?

Aktive Mitarbeiterbindung ist in erster Linie eine Sache der Haltung, der Einstellung, der Arbeitgeber/innen und der Führungskräfte. Man kann es sich als Unternehmen heute nicht mehr leisten, die Mitarbeiter/innen als Ressource zu betrachten, die man ausnutzen und ausschöpfen kann. Die Arbeitgeberin bzw. der Arbeitergeber muss die Mitarbeitenden als wichtigen, wertvollen Teil des Unternehmens erkennen und entsprechend einbinden. Ich muss ein Arbeitsumfeld schaffen, das von der Unternehmenskultur, den Werten des Betriebes, gezeichnet ist. Dies führt dazu, dass alle im Unternehmen das gleiche Ziel verfolgen, nicht nur die Führungsperson. Dies bestätigen auch aktuelle Umfragen unter der Generation Z. Ihr geht es um die Unternehmenskultur und das Umfeld, sie will sich am Arbeitsplatz wohlfühlen. Außerdem geht es um die fachliche und persönliche Weiterbildung. Gerade die jungen Menschen haben den Bedarf immer wieder neue Dinge zu lernen und kennenzulernen. Ihnen geht es nicht mehr um die vertikale Karriere. Den Anspruch Führungskraft zu werden haben heute immer weniger junge Menschen. Sie möchten transversale Karrieren, sie wollen Abwechslung, was sie auch aus ihrem privaten Leben gewöhnt sind, ebenso wie zeitliche und örtliche Flexibilität in ihrem Beruf. Diese Voraussetzungen muss das Unternehmen schaffen, nicht nur fachlich, sondern auch persönlich.

Gibt es spezifische Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung je nach Branche?

Das Thema "people and culture", also die Schaffung einer Unternehmenskultur, ist grundsätzlich transversal. Den verschiedenen Herausforderungen begegnet dabei jedes Unternehmen in eigener Weise. Wichtig ist den Mitarbeitenden mehr Freiräume und Flexibilität zu haben. Es gibt verschiedenste Konzepte, welche natürlich immer auch auf die Bedürfnisse des Unternehmens angepasst werden müssen. Die Unternehmen haben die Möglichkeit Talent-Management einzuführen und aufzubauen. Dabei identifiziert der Betrieb die Potentialträger unter den Mitarbeitenden und entwickelt diese explizit weiter. Dies ist für den Mitarbeitenden ebenso ein Vorteil wie für das Unternehmen. Denn neue Kompetenzen werden in den nächsten Jahren dringend benötigt, Stichwort Digitalisierung.

Wie zahlt sich Mitarbeiterbindung für die Arbeitgebermarke aus?

Eine Arbeitgebermarke funktioniert nur, wenn sie authentisch ist. Ein Unternehmen, dass mit Slogans und Bildern eine einladende Fassade erstellt und somit Mitarbeitende anzieht, wird diese ganz schnell wieder verlieren, wenn sie nicht das vorfinden, was die Slogans und Bilder suggerieren. Dieses Phänomen gilt besonders für die Generation Z. Die vorherigen Generationen waren, gerade in Südtirol, viel betriebsloyaler als die neue Generation. Die Mitarbeiterbindung muss deshalb zunächst intern, im Unternehmen stattfinden. Die Mitarbeitenden müssen stolz sein in meinem Unternehmen zu arbeiten. Dies geschieht durch Kommunikation auf Augenhöhe, ich sehe sie als Teil des Ganzen und gehe respektvoll mit ihnen um, biete Weiterbildungsmöglichkeiten, Benefits und flexible Arbeitsmodelle an. Dadurch baue ich eine positive, gesunde Unternehmenskultur auf, welche ich nach außen kommunizieren kann. Dies spricht genau die Menschen an, die zu meinem Unternehmen passen und sie werden in meinem Unternehmen bleiben, weil sie das Wiederfinden was ihnen versprochen wurde und was für sie wichtig ist. Die jungen Menschen bewerben sich aufgrund der Werte, des Rufs und eben der Unternehmenskultur des jeweiligen Betriebs. Dabei geht es um Kohärenz zwischen dem was nach außen kommuniziert und was im Unternehmen gelebt wird.