Welche Frauen unser Land prägen.
ff- Das Südtiroler Wochenmagazin - Welche Frauen unser Land prägen. Im Land gibt es zwar mehr Frauen als Männer, doch nur langsam verschaffen sie sich Gehör. ff hat eine Liste erstellt, welche Frauen den Weg dafür bereiten.
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung sei weiblich, schreibt das Landesstatistikinstitut Astat im Juni 2022. Und fügt ein wenig bürokratisch hinzu:" Die Zahl der in Südtirol lebenden Frauen übersteigt die Zahl der Männer um 5.172 Einheiten (270.777 zu 265.605)."
Damit ist klar, dass die Frauen in Südtirol die Mehrheit stellen. Trotzdem sind sie in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in der Minderheit, immer noch. Erst langsam verschaffen sie sich Gehör. Denn die Widerstände seitens der Männer sind oft groß. Niemand gibt gerne eine Vormachtstellung auf. Besonders nicht Männer, die auf Karriere, Macht und Einfluss setzen.
In Südtirol gibt es dennoch viele Frauen, die beständig und unerschrocken nach vorne streben, sich nicht in die Rolle der Nummer 2 drängen lassen. ff hat eine Liste erstellt, welche Frauen den Weg dafür bereiten. Anfänglich standen mehr als 150 Namen auf der Liste. Die Redaktion hat sie ausgewertet und ermittelt, wer tatsächlich Einfluss auf das Land und die Leute hat.
Herausgekommen sind 68 Frauen, die wir sechs verschiedenen Bereichen zugeordnet haben: Politik und Justiz, Verbände, Institutionen und Verwaltung; Wirtschaft und Tourismus; Gesellschaft, Sport und Wissen; Medien und Web; Kultur und Schauspiel.
Bereits im Jahr 2016 hat dieses Magazin eine Liste der einflussreichsten Frauen des Landes präsentiert. Seit damals hat sich viel getan. Einige Frauen sind in den Hintergrund getreten, andere haben sich nach vorne gespielt. In jedem Bereich gibt es daher eine "Newcomerin". Das sind jene Frauen, die in den vergangenen Monaten und Jahren besonders aktiv gewirkt haben.
Dass der Einfluss von Frauen und ihre Vorreiterrolle wichtig sind, zeigt ein nüchterner Blick auf die Zahlen. Beispiel Gehälter: der Stundenlohn für Frauen in Italien liegt um durchschnittlich 4 Prozent unter jedem der Männer. Wofür "er" also 1.000 Euro erhält, bekommt "sie" nur 960 Euro.
Beispiel Renten: Südtirols Frauen müssen mit der Hälfte der Männerpension auskommen. "Er" erhhält 1.400 Euro. "sie" nur 700 Euro.
Beispiel Haus- und Pflegearbeit: Hierfür tragen immer noch die Frauen die Hauptlast. Unter den Erbwerbstätigen leistet "sie" 22 Stunden pro Woche, während "er" nur 8 Stunden dazu beiträgt.
Und so ließe sich die Aufzählung noch lange fortsetzen. Doch wir sollten auch die positiven Entwicklungen nicht außer Acht lassen. Noch bis vor wenigen Jahrzehnten war die Rolle der Frau in Südtirol relativ eindeutig definiert: Sie war Hausfrau und Mutter.
Heute trifft das nicht mehr zu. Frauen dürfen heute alles: Sie führen Unternehmen an, mischen in der Politik mit und prägen Medien und Kultur. Und wer will, kann auch Hausfrau oder Mutter sein. Jede, wie sie möchte - das ist das Schöne daran.
Karl Hinterwaldner
DOROTEA MADER - Unternehmensberaterin
Als Dorotea Mader vor fünf Jahren ins Pustertal zurückkehrt, war sie vor allem eines: ausgelaugt. 14 Jahre lang arbeitet sie für die Schwarz-Gruppe. Erst war sie Personalentwicklungs-Chefin bei Lidl Italia, dann Teil des zehnköpfigen Vorstands in der Lidl-Zentralein Neckarsulm. Sie sollte die Lidl-Unternehmenskultur wandeln und 80.000 Mitarbeitende auf Kurs bringen. Dann aber schmiss sie hin, nach nur zwei Jahren im Vorstand. "Irgendwann war die Leidenschaft nicht mehr da und ohne Leidenschaft kann ich nicht arbeiten", offenbarte sie diesem Magazin vor einem Jahr. Zurück in der Heimat gründete sie eine Unternehmensberatung für Personalentwicklung. Erst führte sie Human&Human allein, seit drei Jahren gemeinsam mit Esther Ausserhofer. Die Expertise der beiden ist gefragt, immer mehr Unternehmen wollen mit ihrer Hilfe eine starke Arbeitgebermarke etablieren. Dorotea Mader, die mit ihrem Mann in Reischach lebt, ist außerdem Vizepräsidentin des HC Pustertal, sitzt im Vorstand der Südtiroler Sporthilfe und moderiert seit Jahren das Global Forum Südtirol. Sie praktiziert die 4-Tage-Woche, den freien Freitag nutzt sie für Aus- undWeiterbildung, aber auch zum Skifahren oder Golfspielen.